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Internationaler Austausch: Türkische Erzieherinnen besuchen KiTa mit dem Schwerpunkt Natur- und Erlebnispädagogik

Eine Gruppe von zehn Erzieherinnen aus der Türkei besuchte am Donnerstag, 14. November 2024, die KiTa St. Antonius in Essen. Ihr Fokus: Elementarpädagogik in einer deutschen KiTa hautnah erleben und in einen fachlichen Austausch mit dem KiTa-Team treten. Organisiert vom türkischen Fortbildungszentrum für Elementarpädagogik „Almanokulu“, lernen die Teilnehmenden eine Woche lang verschiedene Kindertageseinrichtungen und pädagogische Konzepte in Nordrhein-Westfalen kennen. Im Mittelpunkt der Bildungsreise stehen Einblicke in die Natur- und Erlebnispädagogik:

Natur- und Erlebnispädagogik selbst erfahren

Seit 2020 gibt es in der KiTa St. Antonius eine Natur- und Erlebnisgruppe: den Fuchsbau. Mit den pädagogischen Fachkräften bewirtschaften die Füchse einen eigenen Gemüseacker in der Nähe der KiTa. Am vergangenen Donnerstag haben die Kinder die türkischen Besucherinnen eingeladen, mitzumachen. Auf dem Tagesplan der Füchse: den Acker „winterfest“ machen und den Boden für das Frühjahr vorzubereiten, auch Mulchen genannt. Gemeinsam liefen die Kinder mit ihren Gästen über das Gemüsebeet, um den Mulch zu wenden, der den Boden mit neuen Nährstoffen versorgt und auflockert. Mit Schubkarren sammelten sie Laub und bedeckten damit das Beet, um den Boden zu schützen. Die Kinder zeigten den türkischen Besucherinnen auch ihren „Barfußpfad“ mit verschiedenen Untergründen aus Steinen, Moos und Rindenmulch.

Die türkischen Fachkräfte ließen sich schnell von der kindlichen Freude anstecken: Nach nur wenigen Minuten auf dem Acker wurde deutlich, dass man sich trotz unterschiedlicher Sprache sehr gut versteht. Die Kinder zeigten voller Eifer was zu tun ist, die Besucherinnen unterstützten, wo sie konnten. 

Die Füchse verbringen die meiste Zeit in der freien Natur: im angrenzenden Wald, auf Feldern oder Grünflächen. Auf dem KiTa-Gelände steht der Gruppe ein eigener Rundwagen zur Verfügung. „Kinder erforschen und begreifen ihre Umwelt mit allen Sinnen. Dabei erleben sie die Natur hautnah“, sagt KiTa-Leiter Danny Bomblatus. Vorteile der Natur- und Erlebnispädagogik: In der Natur stehen Spielmöglichkeiten, Bau- und Gestaltungsmaterialien in nahezu unbegrenzter Menge und Vielfalt zur Verfügung. Sie regen Phantasie, Kreativität und Eigeninitiative der Kinder an. „Spielen im Freien fördert zudem die Verbundenheit mit der Schöpfung und stärkt nicht zuletzt das Immunsystem“, sagt Bomblatus. Ein Ansatz, der auch in der Türkei weiter ausgebaut werden soll, weiß Iskender Yildirim, Initiator des Besuchs.

Türkische Bildungsreisen um deutsche Elementarpädagogik kennenzulernen

Vier bis fünf Mal im Jahr organisiert Iskender Yildirim, Gründer der Initiative „Almanokulu“ (übersetzt: „Deutsche Schule“), Studienreisen nach Deutschland und übersetzt für die Teilnehmenden. Yildirim hat selbst lange im Bereich der frühkindlichen Bildung in Duisburg gearbeitet und schätzt die kindzentrierte Pädagogik in Deutschland. „Das Bildungsministerium in Ankara hat zwar ein neues Bildungsprogramm verabschiedet, das der deutschen Elementarpädagogik sehr ähnlich ist, aber die Umsetzung ist sehr strukturiert und verschult. Die Kinder haben einen Stundenplan und die Erzieher*innen die Aufgabe, die pädagogischen Vorgaben zu erfüllen. Viele Familien und auch Pädagog*innen sehen ein deutliches Entwicklungspotenzial. Daher begrüßen wir den Austausch vor Ort, um neue Möglichkeiten kennenzulernen und umsetzen zu können“, sagt Yildirim. So erhielten die türkischen Besucherinnen auch Einblicke in die Arbeit in den sogenannten Hausgruppen der KiTa und tauschten sich über pädagogische Ansätze und Umsetzungen aus.

Interkultureller Austausch bereichert die eigene Arbeit

Dies ist bereits der zweite Besuch einer Gruppe türkischer Erzieherinnen in der Essener KiTa St. Antonius. „Der Blick über den Tellerrand ist wichtig. Im Gespräch merken wir, dass vieles, was für unsere Arbeit selbstverständlich ist, in anderen Ländern noch in den Kinderschuhen steckt“, sagt Bomblatus. Auch er hält den interkulturellen Austausch für wertvoll. Noch heute steht eine Erzieherin der Essener KiTa in regem Kontakt zu einer Teilnehmerin des ersten Besuchs. „Die Auseinandersetzung mit pädagogischen Themen – auch mit Kolleg*innen aus anderen Ländern –inspiriert und bereichert unsere eigene Arbeit.“