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Bildungsnotstand in NRW: 110.000 KiTa-Plätze fehlen

Am 28. November 2023 erschien das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung. Laut dieser Studie fehlen in Deutschland rund 430.000 KiTa-Plätze, davon allein 110.000 in Nordrhein-Westfalen. Zugleich mangelt es an Personal, um frühkindliche Bildungsangebote sicherzustellen: eine besorgniserregende Entwicklung zu Lasten von Kindern und ihren Familien.

Die neue Bertelsmann-Studie zeigt: Der Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung, der seit 2013 auch für Kinder unter drei Jahren gilt, kann derzeit für hunderttausende Kinder nicht erfüllt werden.  Zwar sei der Ausbau von KiTa-Angeboten in den vergangenen Jahren vorangeschritten, doch die Nachfrage der Familien nach einem Betreuungsplatz – insbesondere für ihre jüngeren Kinder – sei ebenfalls kontinuierlich gestiegen. Die Folgen des KiTa-Platz-Mangels: weniger Bildungsgerechtigkeit und eine eingeschränkte Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Qualität der Bildungsarbeit sichern

Allein in Nordrhein-Westfalen werden laut Studie derzeit 70 % der KiTa-Kinder in Gruppen mit nicht-kindgerechten Personalschlüsseln betreut. (Der Fachkraft-Kind-Schlüssel liegt in NRW im U3-Bereich bei 1 zu 3,6 und im Ü3-Bereich bei 1 zu 8. Die von der Bertelsmann Stiftung empfohlenen, kindgerechten Personalschlüssel liegen jedoch bei 1 zu 3 sowie 1 zu 7,5).  Dies führe zwangsläufig dazu, dass die Qualität der pädagogischen Arbeit leide. Um diese Situation zu verbessern, brauche es mehr qualifiziertes Personal für die Elementarpädagogik und ein besseres Fachkraft-Kind-Verhältnis.

„Der große Fachkräftebedarf an Erzieher*innen erschwert es zusätzlich, den Anspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen und die Bildung, Erziehung und Betreuung aller Kinder sicherzustellen“, sagt Verena kleine Holthaus, Geschäftsführerin im KiTa Zweckverband. „Mit gut ausgebildeten zusätzlichen Fachkräften kann nicht nur das bestehende Personal entlastet, sondern auch die Qualität der Bildungsarbeit aufrechterhalten und gesichert werden“, so kleine Holthaus.

„Wir brauchen nachhaltige Sofortmaßnahmen!“

Die Studie macht deutlich: Um die KiTa-Krise abzumildern, müssen kurzfristig Maßnahmen ergriffen werden. Dafür sei eine verbindliche Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Trägern nötig. Außerdem seien Arbeitgeber gefordert, zu reagieren und beispielsweise die Arbeitszeiten von Eltern an die KiTa-Öffnungszeiten anzupassen. Bei der frühkindlichen Bildung handle es sich um einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag, der sich nur mit ausreichend finanziellen Mitteln, einer angemessenen Infrastruktur sowie ausreichend pädagogischem Personal adäquat erfüllen lasse. „Wir brauchen nachhaltige Sofortmaßnahmen, um das KiTa-System zu retten! Kinder haben ein Recht auf Bildung“, fordert kleine Holthaus. Der KiTa Zweckverband plädiert daher für mehr gesellschaftliche Anerkennung für den Erziehungsberuf, Investitionen in die Ausbildung sowie die nachhaltige Integration von Quereinsteiger*innen in das System KiTa. Es sei Aufgabe der Politik, in den Ausbau von Betreuungsplätzen zu investieren und zugleich die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Bildungsqualität gesichert und die Umsetzbarkeit der gesetzlichen Vorgaben gemäß Kinderbildungsgesetz garantiert werden kann. Es braucht einen entsprechenden Diskurs, wie die genannten Aspekte vor dem Hintergrund der aktuellen Situation gewährleistet werden können.

Den Wandel gestalten

Würden rechtzeitig Maßnahmen ergriffen, bestehe die Chance auf Verbesserungen bis 2030, heißt es in der Bertelsmann-Studie. Doch dazu müssten bereits jetzt die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden. „Jetzt ist die Zeit, um an den nötigen Stellschrauben zu drehen, damit sich die Situation der frühkindlichen Bildung bis 2030 verbessert“, betont Verena kleine Holthaus. 

Hier kommen Sie zur Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung.

Auch der KTK-Bundesverband, dem wir als KiTa Zweckverband angehören, hat dazu eine Stellungnahme veröffentlicht. Hier finden Sie die entsprechende Pressemitteilung.