Aus den KiTas

KiTa mal anders: Auslandspraktikum auf Teneriffa

Auf Wiedersehen Deutschland – Hola Tenerife! Die angehende Erzieherin Tatjana Risanov hat im Rahmen des europaweiten Programms „Erasmus+ für die berufliche Bildung“ ein Praktikum auf den Kanaren absolviert. Drei Wochen lang lernte sie nicht nur eine andere Kultur, sondern auch ein neues KiTa-System kennen.

Tatjana Risanovs Wunsch: neue berufliche Erfahrungen sammeln, über den Tellerrand schauen und dem kalten Plettenberger Winter entfliehen. Das Berufskolleg Bergkloster Bestwig, das Erasmus-Programm und ihre KiTa St. Johannes Baptist machten dies möglich. Im Januar ging es für die Auszubildende an ihr Wunschziel: auf die Insel Teneriffa. Dort unterstützte sie in der KiTa „Colegio Alemán“ in Puerto de la Cruz.  

Reibungslose Verständigung

Dass Tatjana Risanov kein Spanisch spricht, war kein Problem. „Die Verständigung während des Praktikums verlief reibungslos. Ich hatte das Glück, in einer deutschsprachigen KiTa zu arbeiten, in der der Großteil der Kinder und Fachkräfte Deutsch sprach“, berichtet sie. Kam es doch einmal zu Schwierigkeiten in der Kommunikation, wusste sich die 20-Jährige mit Gestik und Mimik zu helfen. In der Freizeit griff sie auf Englisch zurück.

Obwohl es sich um eine deutschsprachige Einrichtung handelte, unterschied sich der pädagogische Alltag von dem, den die Auszubildende aus der KiTa St. Johannes Baptist kennt.

Vielfalt in der frühkindlichen Bildung  

„Der pädagogische Alltag gestaltete sich im Praktikum ganz anders, als ich es vom deutschen System kenne.“ So tragen die Kinder beispielsweise eine Uniform. Auch im Ablauf gibt es Unterschiede:

„In Plettenberg bringen die Familien ihre Kinder bis 9 Uhr in die KiTa, wo die Kinder gleitend bis ca. 11 Uhr ihr Frühstück einnehmen können. In Puerto de la Cruz erstreckt sich die Bringzeit bis 10 Uhr, die Kinder haben zuvor bereits zuhause gefrühstückt“, berichtet Risanov. Generell sei der Tag sehr strukturiert und folge einem vorgegebenen Ablauf. In Deutschland habe sie es bislang so kennengelernt, dass sich der Alltag stärker an den Bedürfnissen der Kinder orientiere.

Doch auch der pädagogische Ansatz unterschied sich in vielen Aspekten. Während der Fokus im KiTa Zweckverband auf der Begleitung von individuellen Bildungsprozessen liegt, verfolgt man auf Teneriffa einen eher leistungsorientierten Ansatz.

„Auf Teneriffa sind KiTa und Schule viel enger miteinander verbunden“, berichtet Risanov. Man teile sich nicht nur die Turnhalle mit der benachbarten Schule, sondern verbringe auch Zeit mit Schüler*innen der ersten Klasse. „Am Nachmittag mischen sich die verschiedenen Altersgruppen und die KiTa wird zum gemeinsamen Hort für KiTa- und Schulkinder.“ Dadurch wird unter anderem der Übergang zwischen KiTa und Grundschule erleichtert.

„Die Nähe zum Schulsystem zeigte sich auch in den Beschäftigungen der Kinder. So erhielten die Kinder gegen Mittag altersspezifische Aufgaben. Die Kinder wurden für diese Zeit an verschiedene, farblich markierte Tische gesetzt: Gelb für die 2- bis 4-Jährigen, Rot für die 4- bis 5-Jährigen und Grün für die 5- bis 6-Jährigen“, berichtet die angehende Erzieherin. „Jedes Kind hatte einen eigenen Stuhl, auf dem sein Name stand, ein eigenes Etui sowie ein eigenes Fach, in das die fertigen Aufgaben gelegt wurden.“ Zu den Aufgaben gehörten z. B. Ausmalbilder oder kleine Rätsel. Dieser verschulte Ansatz war für Tatjana Rasinov neu. „In Plettenberg orientieren wir uns gemäß dem Situationsansatz an den individuellen Bedürfnissen der Kinder und beziehen sie aktiv in die Gestaltung des Tagesablaufs mit ein. Eine strenge Aufteilung in Altersklassen gibt es bei uns nicht.“

Neue Erfahrungen im Gepäck

Als Praktikantin konnte die Plettenbergerin den KiTa-Alltag aktiv mitgestalten. Sie begleitete die Kinder bei ihren Mittagsaufgaben, übernahm die Betreuung während des Essens und leitete die Freispielzeit.

„Die Möglichkeit, aktiv in den Tagesablauf eingebunden zu sein, mir neue Aufgaben anzueignen und diese selbstständig durchzuführen, hat meinen pädagogischen Horizont erweitert“, berichtet die Auszubildende zufrieden. „Es ist wertvoll, mit verschiedenen pädagogischen Ansätzen in Kontakt zu kommen, andere Kulturen kennenzulernen und daraus Erkenntnisse für die eigene Arbeit zu ziehen,“ so Risanov. „Die Erfahrungen, die ich auf Teneriffa gesammelt habe, haben mir dabei geholfen, mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Ich bin mir sicher, dass mich dieser Erfahrungsschatz in meiner Arbeit mit den Kindern bereichern wird,“ resümiert sie ihr Auslandspraktikum.

Ausbildung im Fokus

Der KiTa Zweckverband legt ein besonderes Augenmerk auf die Förderung seiner Nachwuchskräfte. Auszubildende werden unter anderem durch geschulte Praxisanleitungen auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vorbereitet. Während der Ausbildung erhalten sie Zeit und Raum, sich pädagogisch und individuell weiterzuentwickeln, das System der Elementarpädagogik kennenzulernen und den fachlichen sowie kollegialen Austausch einzuüben. Auch Erfahrungen in anderen KiTa-Systemen können wertvoll sein, um diese Kompetenzen zu festigen.

Sara Berridy y Fernandez, Leiterin der KiTa St. Johannes Baptist in Plettenberg, ist vom Mehrwert des Auslandsaufenthaltes überzeugt: „Das Praktikum hat nicht nur Tatjana Risanov einen Nutzen geboten, sondern dem ganzen Team. Wir haben uns über ihre Erfahrungen ausgetauscht und die pädagogischen Ansätze verglichen. In Zukunft würden wir die Möglichkeit eines solchen Praktikums in der PiA-Ausbildung immer wieder unterstützen“, betont Sara Berridy y Fernandez.

Im vergangenen Jahr hat Tatjana Risanov bereits ein Praktikum auf Kreta absolviert. Hier erfahren Sie mehr darüber.