Verbandsmitteilungen

System der Elementarpädagogik kurz vor dem Kollaps

„KiTas sind systemrelevant“ hieß es noch zu Hochzeiten der Corona-Pandemie. Inzwischen ringt das System der Elementarpädagogik weiter um Wertschätzung und Entlastung: Pädagogische Fachkräfte sind am Limit, Teams unterbesetzt, KiTas müssen zu Lasten von Familien ihre Öffnungszeiten reduzieren und Gruppen schließen. Die Politik sei gefordert, dieser Realität ins Auge zu blicken und entsprechende Entlastungs-Maßnahmen auf den Weg zu bringen, so Verena kleine Holthaus, Geschäftsleiterin im KiTa Zweckverband.

Das Arbeitsfeld der Frühen Bildung ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten so stark gewachsen wie kaum ein anderes. Kinder besuchen zunehmend früher und länger eine Kindertageseinrichtung, wodurch sich die personellen, administrativen und qualitativen Anforderungen an KiTas erheblich erhöhen. Doch der große Betreuungsbedarf von Familien und der hohe, gesetzlich verankerte Qualitätsanspruch stehen einem angespannten Fachkräftemarkt gegenüber.

„Um die heranwachsende Generation bestmöglich zu fördern und auf die Zukunft vorzubereiten, müssen wir unserem Auftrag von Erziehung, Bildung und Betreuung gerecht werden können“, betont Geschäftsleiterin Verena kleine Holthaus. „Das ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag, der sich nur mit ausreichend finanziellen Mitteln, einer angemessenen Infrastruktur sowie ausreichend pädagogischem Personal adäquat erfüllen lässt. Die Politik ist daher gefordert, dem Arbeitsfeld der frühkindlichen Bildung mehr Wertschätzung entgegen zu bringen und zielgerichtet zu investieren“, fügt sie hinzu. „Wir müssen alles daran setzen, die Qualität der Bildungsarbeit in den Kindertageseinrichtungen aufrechtzuerhalten. Selbst als großer KiTa-Träger sind wir hier auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen“, weiß die Geschäftsleiterin.

Mit der Sicherstellung eines verlässlichen Betreuungsangebotes ermögliche das System der Kindertagesbetreuung außerdem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies sei unabdingbar für ein Funktionieren von Gesellschaft und Arbeitswelt und trage zu mehr Gleichberechtigung bei.

Sofortprogramm KiTa

Am 7. Februar 2023 hat das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW das sogenannte „Sofortprogramm Kita“ gestartet. Es beinhaltet Ad hoc-Maßnahmen zum Umgang mit akutem Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung sowie eine Ausweitung eines Teils der Personalverordnung bis 2030. Erst vor einigen Tagen forderte auch Städtetag-Vizepräsident Thomas Eiskirch zur kurzfristigen Entspannung der Lage den Einsatz von Personal ohne einschlägige Berufsausbildung.

In einem Positionspapier machte der KiTa Zweckverband seine Haltung dazu deutlich:

Mit dem Einsatz von nicht-pädagogischem Personal könne man zwar kurzzeitig Betreuungslücken schließen, aber nicht langfristig dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, der sich aus dem Kinderbildungsgesetz ergibt, gerecht werden. „Die Einrichtungen benötigen pädagogisch qualifiziertes Personal, um gute pädagogische Arbeit leisten und die heranwachsende Generation auf die Welt von morgen vorbereiten zu können“, betont Verena kleine Holthaus. Das Ziel muss daher lauten, die Qualität der pädagogischen Arbeit zu sichern, um die individuelle Entwicklung der Kinder bestmöglich fördern zu können. Es gelte, den Beruf attraktiver zu gestalten, den Fachkraft-Kind-Schlüssel zu verbessern, die Fachberatung auszubauen und eine auskömmliche Finanzierung sicherzustellen.

Sondervermögen Bildung

Ende März formulierten GEW, AWO und der KTK-Bundesverband, dem auch der KiTa Zweckverband angehört, die Forderung nach einem Sondervermögen Bildung. Sie schließen sich damit dem Vorstoß der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken an. Das Bündnis fordert die Bundesregierung auf, das KiTa-System mit dem Einsatz von 100 Milliarden Euro zu entlasten. Mit dem Sondervermögen könne kurzfristig in die Digitalisierung, die Sanierung der Infrastruktur sowie die Gewinnung von Fachkräften investiert werden. Davon würden sowohl Kinder, Familien als auch pädagogische Fachkräfte profitieren. Neben dieser kurzfristigen Lösung sei der Bund in Abstimmung mit Ländern und Kommunen gefordert, sich dauerhaft an der Finanzierung des KiTa-Systems zu beteiligen.

Karrierewege im KiTa Zweckverband

Um Personal zu gewinnen und zu binden, fördert der KiTa Zweckverband individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Zum Beispiel können sich berufserfahrene Ergänzungskräfte unter bestimmten Voraussetzungen in einer 160-Stunden-Qualifzierung als Fachkraft weiterbilden. Zudem seien Dualstudierende und Seniorberaterinnen im Einsatz. Letztere bringen als ehemalige KiTa-Leitungen ihre Expertise aus dem pädagogischen Alltag und ihrer Leitungsfunktion in den Verband ein. Außerdem wird die Zusammenarbeit von multiprofessionellen Teams forciert. Dabei werden die pädagogischen Kernteams unter anderem um Expert*innen aus den Berufsfeldern „Kunst und Kultur“, „MINT“, „Natur- und Erlebnispädagogik“ oder „Bewegung“ ergänzt. Die pädagogischen Fachkräfte als Expert*innen für kindliche Entwicklungsprozesse bekommen durch die sogenannten Bildungsbegleiter*innen Unterstützung und auch Impulse, sodass sich alle stärkenorientiert weiterentwickeln und ihren Arbeitsbereichen zuwenden können. Begleitet wird der Einsatz durch pädagogische Schulungen.

Die Bezahlung nach Tarif, ein breites Fortbildungsprogramm, ein hohes Maß an Digitalisierung sowie Benefits wie das JobRad oder Vergünstigungen im Fitnessstudio runden das Profil des katholischen Arbeitgebers ab.